Die Schülerzeitung des Friedrich-List-Gymnasiums Reutlingen

Kategorie: Zeitungsprojekt Klasse 9e

Interview mit Christof Fehrle (Oberarzt in der Notaufnahme im Reutlinger Krankenhaus)

von Anastasiia und Karla (9e)

Zusammenfassung Interview

Anastasiia und ich haben am Freitag um 15:45 mit Christof Fehrle aus der Notaufnahme des Krankenhauses in Reutlingen das Interview geführt. Wir sind dorthin gefahren und haben das Interview persönlich geführt. Am Anfang war es ein bisschen komisch, jemanden zu befragen, den man nicht kennt, doch nach ein bisschen Zeit hatten wir die Sicherheit und das Interview zu führen hat mir viel Spaß gemacht. Den Kontakt habe ich über meine Mutter
bekommen, die auch im Krankenhaus arbeitet und manchmal mit ihm in Kontakt steht.

Auf die Frage, warum er den Beruf gewählt hat, antwortet er sehr schnell, dass sein Beruf vielseitig ist, also dass man sehr viele verschiedene Dinge an einem Tag macht und er immer etwas dazu lernt (,,man lernt immer wieder neues”). Auch sagt er, dass sein Beruf sehr spannend ist und dass er ihn sehr fit und wach hält. Man kann eigenverantwortlich arbeiten und trifft viele Entscheidungen aus der jeweiligen Situation heraus. Man ist in vielen Situationen sein eigener Chef. Man hat keine Aufgaben, die man erledigen muss, niemand gibt einem vor, was man wie zu machen hat, man ist sehr selbständig in seinem täglichen Arbeiten. Wichtig war ihm auch zu erwähnen, dass er Menschen helfen kann, das wollte er von Anfang an.

,, Was ist das Besondere an Ihrem Beruf?” – Der Beruf ist sehr abwechslungsreich und macht immer sehr viel Spaß. Man kann nie vorhersagen, was und wie viel passiert, wer mit welchen (großen) Problemen. Der Beruf kann sehr anstrengend sein, wenn viel auf einmal kommt, doch trotzdem hat man meistens das Gefühl, das man jemandem hilft. Es kann immer sein, dass ein Notfall dazwischenkommt und man länger bleiben muss, doch trotzdem macht der Beruf viel Spaß. Man ist immer im Kontakt mit vielen Menschen, ob es Patienten, Besucher oder Kollegen sind.

Christof Fehrle arbeitet seit 2013 in der zentralen Notaufnahme im Reutlinger Krankenhaus. Seit einiger Zeit ist er Oberarzt. Vor seinem Medizin Studium hat er Krankenpflege gelernt, während seiner Zeit als Krankenpfleger hat er aber auch schon mit dem Medizinstudium angefangen.

Auf die Frage, was sich durch Corona an seinem Beruf geändert hat, antwortet Fehrle, dass man verschiedene Phasen während Corona durchlaufen hat. Im März 2020 waren viele sehr zurückhaltend und vorsichtig, weil niemand wusste, was auf einen zukommt. Sehr wenige sind ins Krankenhaus gekommen, zum Vergleich: vor Corona sind pro Tag ungefähr 120 Menschen in die Notaufnahme gekommen, danach durchschnittlich vielleicht 30 weniger,
(eine genaue Zahl gibt es nicht) weil alle die Sorge hatten, dass das Krankenhaus zu überlastet ist, mit den vielen Covid-Patienten. Viele sind zu Hause geblieben, aus Angst vor Ansteckung, das heißt im März und auch im April konnte man sich eigentlich sehr gut entspannen. Gegen Sommer hat sich dann aber alles wieder normalisiert, im Herbst war es
wieder deutlich anstrengender, weil dann doch einerseits die normalen Notfall-Patienten kamen, so, wie sonst auch, aber es kamen eben auch viele mit der Covid-Erkrankung. Im Dezember war das meiste los, weil dann doch viele Menschen mit Corona da waren plus die normalen Patienten. Das war eine hohe Belastung, weil die Corona Patienten, die nicht zur Intensivstation müssen auch auf der Notaufnahme behandelt werden. Momentan ist die Belastung durch Covid sehr gering. Die Corona- Intensiv Fälle werden extra behandelt, immer mit den gleichen Ärzten, das schränkt das Risiko, sich anzustecken etwas ein.

Christof arbeitet in der Chirurgie, das heißt, er ist vor allem für Auto-Unfälle, Stürze, Schnitte und Verwundungen zuständig, aber auch für Bauch- und Rückenschmerzen und urologische Notfälle wie Nierensteine oder Ähnliches. Er ist für sehr vieles zuständig, aber nicht für alles, beispielsweise nicht für Herzprobleme oder neurologische Krankheiten, wie ein Schlaganfall (,,es umfasst ein breites Band”).

,,Und jetzt einmal auf die Autounfälle bezogen, gibt es weniger als vor Corona, weil man ja weniger unterwegs sein sollte, oder gibt es mehr andere Unfälle, also ist Ihnen da irgendwas aufgefallen?” – Also interessant war der Winter, erstmal hatten wir ja jetzt mal wieder einen richtigen Winter, viel Schnee und auf der Alb war es ja wunderschön zum Schlittenfahren und das Problem war, denke ich, dass alle Familien, die jetzt nicht in die Schweiz, nach Österreich oder zum Wintersport fahren konnten  zum Schlittenfahren hiergeblieben sind. Wir hatten diesen Winter so viele Schlittenunfälle, ich kann mich nicht erinnern, dass wir das sonst hatten. Da hat man, jetzt einmal auf den Zeitraum bezogen eine deutliche Zunahme bemerkt. Und sonst kann man schon sagen, Verkehrsunfälle nehmen deutlich ab,
auch Schwerverletzte, die manchmal über den Schockraum kommen, haben abgenommen. Also dadurch, dass die Leute mehr im Home- Office sind und auch die Schüler eher zu Hause sind ist weniger los als sonst. Das lindert natürlich auch die Autounfälle. Normalerweise sind es so um die 45.000 Patienten im Jahr und 2020 waren es eben nur 40.000, das macht schon was aus. – Die Corona Regeln haben also schon etwas gebracht in Bezug auf die Autounfälle? – Ja, wenn man es so will schon. Also man hat auf jeden Fall Veränderungen durch Corona gespürt, kleine wie auch große.

Wir sind dann soweit. Danke für die Zeit und, dass das persönlich geklappt hat.

Interview mit Gerichtsmedizinerin Isabel Arnold

von Matilda (9e)

Ich: Dann lass uns doch schon mal mit der ersten Frage starten: Du bist ja Gerichtsmedizinerin, aber wenn man im Internet nachschaut findet man auch oft den Begriff Pathologe*In, also was ist der Unterschied zwischen Pathologie und Rechtsmedizin?

Isabel Arnold (I.A.): Der Unterschied ist eigentlich, dass die Pathologen jedes Gewebe das in der Klinik rausgenommen wird untersuchen. Also vom winzig kleinen Muttermal bis zu einem riesigen Darm- oder Brustkrebs und schauen dann: Ist das ein Krebs? Ist der bösartig? Das machen die Pathologen. Und die Gerichtsmediziner die kommen immer ins Spiel, wenn es juristische Fragestellungen gibt, d.h. wir untersuchen nicht nur Gewebeteile sondern wir untersuchen eigentlich die ganze Leiche und da geht es dann eigentlich immer um Fremdeinwirkungen, also ist jemand anders schuld gewesen, dass der Mensch verstorben ist.

Ich: Was glaubst du ist der Grund, dass das so oft verwechselt wird?

I.A.: Warum das für Verwirrung sorgt, ist, dass das im englisch- und amerikanisch sprachigen Raum das nur ein Facharzt ist. Da gibt es einen Pathologen und der kann sich nochmal spezialisieren auf Forensik, also der heißt dann „forenic pathologist“ und im deutschsprachigen Raum sind das aber zwei verschiedene Sachen, die eigentlich auch nichts miteinander zu tun haben. Also im Prinzip wie ein Kinderarzt und ein Frauenarzt, die haben vielleicht auch eine kleine Überschneidung, aber eigentlich machen sie komplett andere Sachen.

Ich: Okay, und wie sieht so dein Tagesablauf aus? Also was machst du so an deinem Arbeitstag?

I.A.: Also der ist eigentlich immer ganz unterschiedlich… Es gibt Tage an denen habe ich 24 Stunden Rufdienst und da ist es so, dass immer wenn im Kanton Bern eine Leiche gefunden wird, bei der nicht so richtig klar ist, was da jetzt los war- das kann ein Verkehrsunfall sein, den man da klären muss, das kann ein Suizid sein, das kann natürlich ein Delikt sein, dass kann aber auch einfach eine Leiche sein, die niemand kennt, also bei der man nicht weiß, wer das jetzt ist, das kann jemand sein der schon richtig verfault ist oder vielleicht auch verbrannt oder aus dem Wasser geborgen- dann muss ich da hinfahren und mit der Polizei zusammen die Leiche untersuchen und die dann gegebenen Falls später obduzieren, wenn die zu uns kommt, wie man das eigentlich so bisschen aus dem Fernseher kennt. Und was ich sonst so mache ist natürlich viel am Computer sitzen, weil ich dazu natürlich immer einen Bericht schreiben muss. Diese Berichte müssen natürlich sehr exakt und sehr genau sein, weil aufgrund von dem Bericht später vielleicht jemand verurteilt wird, also jemand kommt ins Gefängnis oder bekommt eine Geldstrafe. Also muss dieser Bericht dann schon Hand und Fuß haben und das hat dann auch wirklich Konsequenzen, also meine Einschätzung und was ich da dann schreibe.

Ich: Okay, kommen wir zur nächsten Frage: Da wir ja gerade in einer Pandemie sind – Hat sich durch Corona irgendwas verändert? Gibt es Auswirkungen?

I.A.:  Also tatsächlich gib es Auswirkungen. Wir untersuchen ja nicht nur Tote sondern auch lebendige Leute wenn es um Körperverletzung geht oder bei Sexualdelikten, also bei Vergewaltigungen, bei Kindesmisshandlung und was wir auch untersuchen ist häusliche Gewalt, also wenn praktisch ein Paar sich streitet und es kommt zu Gewalt. Häufig sind das Würgesachen oder Schläge mit Gegenständen und wir sehen schon, dass das durch Corona auf jeden Fall mehr wird und das schon das ganze Jahr.

Ich: Schon krass… Würdest du sagen, dass dein Job eine psychische Belastung für dich darstellt? Du wirst da ja schon ständig mit Tod und Gewalt konfrontiert…

I.A.: Eigentlich nicht so arg…. Also es gibt schon manchmal Fälle die hat man so ein bisschen im Kopf, aber das ist jetzt nicht so, dass ich deswegen nicht schlafen kann.

Ich: Also du sagst, du trennst da die Arbeit gut von deinem persönlichen Leben?

I.A.: Ja, eigentlich schon würde ich sagen.

Ich: Kommen wir zur nächsten, wie ich finde sehr interessanten Frage: Wie bist du auf diesen Beruf gekommen?

I.A.: Ja, also ich glaube bei mir hat sich das einfach so ergeben… Ich wollte immer Gynäkologie machen oder Chirurgie weil ich schon gerne praktisch arbeite, also ich arbeite gerne mit meinen Händen und ich habe auch drei Jahre in einer Klinik gearbeitet in der Chirurgie und ehrlich gesagt haben mich am Ende einfach die Patienten total genervt, weil die mit so kleinen Wehwehchen morgens um vier in die Notaufnahme gekommen sind und ich war dann immer total ungeduldig und war glaube ich einfach eine schlechte Ärztin und dann habe ich einfach irgendwann gedacht ich muss da jetzt was ändern und das kann so nicht weiter gehen. Dann habe ich gesehen das hier eine Stelle ausgeschrieben ist und dann dachte ich ach das mache ich mal ein Jahr und gehe dann danach wieder zurück in die normale Klinik, aber dann hat es mir hier so gut gefallen, dass ich praktisch hängen geblieben bin. Aber ich habe auch tatsächlich einige Kollegen, die nur Medizin studiert haben weil sie in die Gerichtsmedizin wollten und ich glaube auch gerade gibt es ja total viele Krimis und so und ich glaube gerade ist das einfach auch sehr beliebt…

Ich: Und als Abschlussfrage noch… Was planst du so für deine Zukunft? Was steht in nächster Zeit so bei dir an?

I.A.: Also ich denke dass ich jetzt auf jeden Fall erstmal in der Rechtsmedizin bleibe. Was man natürlich sagen muss ist, dass das ein Fach ist bei dem man natürlich immer an eine Uni gebunden ist. Also unser Institut gehört zur Universität und man kann sich als Rechtsmediziner natürlich nicht niederlassen, man kann also nicht in seine eigene Praxis gehen und sich selbstständig machen. Das funktioniert so in diesem Konzept nicht, weil wir ja immer im Auftrag von der Staatsanwaltschaft arbeiten und das soll immer objektiv sein, d.h. man ist da natürlich immer sehr beschränkt in dem was man macht. Ich habe mir natürlich schon überlegt ob man vielleicht noch einen zweiten Facharzt dazu macht, dass man mehr Möglichkeiten hat, aber es gefällt mir im Augenblick jetzt ganz gut.

Ich: In Ordnung, dann auf jeden Fall vielen Dank für das Gespräch, danke für deine Zeit!

 

 

Interview mit Keven Schlotterbeck vom SC Freiburg

von Jan und David (9e)

„Das ist nicht wie Borussia Dortmund, Bayern München oder RB Leipzig!“

Interview mit Keven Schlotterbeck vom SC Freiburg

Du bist gerade vom Training gekommen. Wie läuft eine Trainingswoche normal und wie während der Länderspielpause ab?

Keven: Trainingswochen in der Länderspielpause sind für uns Spieler sehr angenehm. Am Montag hatten wir Spielersatztraining, der Dienstag war frei. Am Mittwoch war wieder eine Einheit auf dem Platz und am Donnerstag hatten wir ein Testspiel gegen Basel, das wir 2:0 gewonnen haben. Am Freitag hatten wir ein kleines Regenerationstraining und für das Wochenende hat uns der Trainer frei gegeben. Am heutigen Montag beginnt für uns wieder eine “normale” Woche und die Vorbereitung auf das Bundesligaspiel bei Borussia Mönchengladbach. Da ist das Training dann intensiver und wir haben Dienstag und Mittwoch Doppeltraining. Da geben wir dann wieder richtig Gas.

Du bist ja in Weinstadt aufgewachsen, mit deinem Bruder Nico. Wer war denn früher eher der brävere, und wer hat eher mehr Streiche gespielt?

Keven: Ich glaube, der Nico war eher der aktivere von uns beiden und mehr unterwegs in seiner Jugend. Ich war eher jemand, der sich gerne zurückgezogen hat und auch in seinem Zimmer gerne mal für sich alleine war.

Dann hast du ja von 2015 bis 2017 bei Weinstadt gespielt, und in 57 Spielen 11 Tore geschossen. Warst du damals überhaupt Innenverteidiger?

Keven: Ja, ich habe da als Innenverteidiger gespielt. Da war es noch „einfacher“, als jetzt in der Bundesliga zu treffen. Da konnte ich mein Kopfballspiel noch ein bischen besser einsetzen als jetzt.

Dann bist du zum SC Freiburg 2 gewechselt. Was haben deine Eltern gesagt, als du nach Freiburg gegangen bist?

Ich habe mein Abitur gemacht, kurz bevor ich zu Freiburg II gewechselt bin, das war meinen Eltern wichtig. Mit meiner Mutter habe ich abgesprochen, dass ich es versuchen soll, zu den Profis zu schaffen. Wenn das nicht klappt, würde ich dann eine Ausbildung oder ein Studium anfangen. Und ich bin jetzt einfach froh, dass ich es so weit gebracht habe und bin einfach glücklich, dass ich jetzt Bundesliga spielen darf. Mama und Papa waren auch stolz, dass ich es durch einen eigenen Weg, den ich so gegangen bin, es auch so geschafft hab.

Dein Bruder Nico ist ja auch Fußballprofi bei Union Berlin, dein Onkel Niels war Fußballprofi. Liegt es in der Familie, dass du auch Fußballprofi geworden bist?

Ich glaube, wir sind einfach eine fußballverrückte Familie. Mein Onkel Niels hat uns sehr viel beigebracht in der Jugend, aber auch mein Papa hat sehr gerne Fußball gespielt. Er hat es dann aber leider nicht so weit geschafft wie unser Onkel, aber generell unterstützt uns einfach die gesamte Familie auf dem Weg, den wir gehen. Aber auch wenn es bei Nico und mir nicht geklappt hätte, hätten sie uns genauso unterstützt – dann halt auf den Amateurplätzen in Backnang oder in Kirchheim, wo ich auch gespielt hab.

War dann früher eher dein Onkel dein Vorbild, oder gab es da andere Bundesliga-Spieler, die dein Vorbild waren?

Da ich ja eigentlich ausgebildeter Sechser bin, waren früher Xabi oder Iniesta meine Vorbilder. Über meinen Onkel Niels habe ich immer nur Geschichten gehört, wie gut er früher war, und habe auch ein paar Tore von ihm gesehen, von daher hat er mir da schon einiges beibringen können, auch durch seine Fußballschule. Aber Xabi und Iniesta waren da schon eher die Vorbilder.

Du bist ja nach dem Sprung zu Freiburg ein Jahr zu Union Berlin gegangen, als Leihe. Ist deine Karriere dadurch so richtig ins Rollen gekommen?

Ja, ich habe 26 Spiele für Union Berlin gemacht und in meinem noch jungen Alter braucht man einfach Spielpraxis. Deswegen war es für mich dann auch der richtige Schritt, zu Union Berlin zu gehen. Ich habe natürlich gehofft, dass es dann so gut läuft, aber vor der Saison kam dann auch Neven Subotic zu Union und sie haben Marvin Friedrich von Augsburg fest verpflichtet. Als dann auch noch Florian Hübner kam hatte ich nicht erwartet, dass es so gut läuft. Aber ich habe mich durchgesetzt und ich bin einfach nochmal ein, zwei Schritte weitergekommen. Man kann schon sagen, dass der Zug ein bisschen schneller rollt als davor.

Was hat dich denn an Union Berlin gereizt. Dass es so ein ähnlicher Verein wie Freiburg ist, die wenig Geld haben, und dann auf Talente setzten?

Ja, vom Charakter sind beide Vereine gleich. Sehr familiär, die Jungs sind alle super, die Fans sind wahnsinnig laut. Union hat eine vergleichsweise erfahrenere Mannschaft, z. B. mit Max Kruse oder Robin Knoche. Aber es gibt dort auch junge Talente, wie Leon Dajaku, den sie im Winter von Bayern geholt haben, oder meinen Bruder. Sie versuchen eine gute Mischung aus alt und erfahren und jung und talentiert zu finden. Ich glaube, dadurch kann man die beiden Vereine auch vergleichen, da beide genau wissen, was sie zur Verfügung haben. Das ist nicht wie Borussia Dortmund, Bayern München oder RB Leipzig, wo du einfach mal kurz 30 Millionen für einen zahlen kannst, sondern du musst schauen, dass du mit dem Budget, das du hast, mit den größten Clubs in Deutschland mithalten kannst. Und ich glaube, dieses Jahr sieht man es, dass beide Mannschaften sehr erfolgreich sind, mit dem was sie haben.

Seit dieser Saison hast du mehr Einsätze und spielst öfter. Lag das an der Leihe zu Union, oder an was lag es noch?

In meinem ersten Profijahr musste ich mich erstmal an alles gewöhnen, weil es für mich alles sehr ungewohnt war. Ich hätte mir es vor drei Jahren nie erdacht, dass ich mal mit einem Christian Günter, Chicco Höfler oder einem Mike Frantz, der jetzt nicht mehr da ist, mal trainieren und spielen darf. Und dann hatte ich natürlich auch ein bisschen Glück bei meinem ersten Spiel, dass wir nur 18 Mann waren und Trainer Christian Streich mich reingeworfen hat. Es war also Können und Glück, es gehört beides auch dazu. Durch die Erfahrung und die Spiele, die ich dann bei Union gesammelt hab, und ich glaube, ich habe auch gute Spiele gemacht bei Union Berlin, konnte ich dann natürlich dem Trainer auch zeigen, dass er auf mich setzen kann dieses Jahr. In dem ersten Jahr war es natürlich auch nicht so einfach, weil einfach gestandene Profis vor mir waren, wie Philipp Lienhart, Dominique Heintz oder Manuel Gulde. Es läuft gerade einfach so, wie ich es mir vorstelle.

Du bist jetzt schon drei Jahre in Freiburg. Würdest du jetzt eher sagen, du bist ein Schwabe, oder schon ein Badner?

Ich glaub, ich bin schon noch Schwabe, weil ich ja 20 Jahre in Weinstadt gelebt habe und in Stuttgart auf die Schule gegangen bin. Von daher bin ich schon Schwabe, auch wenn meine Mutter aus Pforzheim kommt und auch bisschen badisch in mir drin ist. Also ein bisschen von beidem.

Der SC Freiburg spielt diese Saison wieder sehr gut, auch wenn es viele Abgänge von zum Beispiel Luca Waldschmidt oder Alexander Schwolow gibt. Wie schafft der SC es trotzdem, mit vorne dabei zu sein in der Tabelle?

Das wichtigste ist einfach die mannschaftliche Geschlossenheit von Trainerstab über das Funktionsteam bis zur Mannschaft. Ich glaube, da sind einfach alle so auf einer Wellenlänge, man versteht sich sehr gut, kann miteinander lachen. Das ist nicht überall so, glaube ich. Und wir haben mit Ermedin Demirovic einen sehr guten Stürmer verpflichtet und mit Baptiste Santamaria einen sehr guten Sechser. Für das Team bedeutet das einfach, die neuen Jungs aufzunehmen und ihnen das mitzugeben, was hier schon in den letzten Jahren erfolgreich vorgelebt wurde.

Diese Saison gab es ja schon 2 Spiele gegen Union Berlin, wo dein Bruder spielt. Beim Rückspiel gab es eine Niederlage, musstest du dir dann ein paar Sprüche von deinem Bruder anhören?

Ja, ich glaube ein, zwei Sprüche hat er mir dann schon gedrückt, aber das ist ja normal unter Geschwistern. Irgendwann ist das dann aber auch wieder vergessen, weil es dann wieder um die nächsten drei Punkte geht.

Eigentore… Der Albtraum jedes Fußballspielers, gegen Frankfurt ist dir so etwas passiert, was geht in solchen Momenten im Kopf vor?

(Lacht) Mir ist im Kopf dann schon rumgeschwirrt: Mist, jetzt liegt man 2:1 vorne gegen eine starke Frankfurter Mannschaft und dann muss der Ball ausgerechnet mir unterm Fuß durch rollen. Ab dem Anpfiff liegt der Fokus dann aber wieder auf dem Spiel. Aufstehen, weitermachen!

Christian Streich ist jetzt schon 9 Jahre Trainer beim Sportclub Freiburg, man hat schon viel mit ihm erlebt, wie zum Beispiel der Bodycheck von David Abraham und viele witzige Interviews, kannst du dir den SC Freiburg überhaupt ohne ihn vorstellen?

Das zeichnet den SC Freiburg aus, dass hier nicht das Trainerkarussell angeschmissen wird. Man sieht es durch die ganzen Talente die verpflichtet werden und dann wieder teurer verkauft werden. Klar wird es komisch sein, wenn Herr Streich irgendwann nicht mehr da ist, weil die Zeit von jedem auch kostbar und knapp ist. Aber ich denke, er hat noch einige Jahre vor sich als Trainer hier.

Diese Saison ist der SC Freiburg mal wieder gut oben dabei und nächste Saison wird die Conference League eingeführt, wäre es für dich und den SC Freiburg attraktiv dort zu mitzuspielen?

Ehrlich gesagt habe ich mir über so was noch keine Gedanken gemacht, für mich gab es bis jetzt immer nur die Champions League und die Europa League. Klar wäre es mal interessant in andere Länder zu reisen und gegen andere Mannschaften zu spielen. Auf der anderen Seite war diese Saison so vollgepackt, mit einer kurzen Winterpause. Da ist es für die Spieler auch wichtig auf den Körper zu achten und nicht durch permanentes Spielen in eine Verletzung reinzurattern.

Gerade während der Corona Pandemie ist Berufsfußball erlaubt, der Amateur Fußball jedoch komplett ausgesetzt. Was meinst du dazu?

Viele Schüler gehen ja zurzeit mit Maske in die Schule und sitzen dort aufeinander. Aber warum ihr dann nicht in kleinen Gruppen draußen an der Luft Fußball spielen dürft, kann ich nicht nachvollziehen.

Nils Petersen, dein Mitspieler, wurde ja positiv auf Corona getestet, was macht das mit der Mannschaft und hat man da Angst sich selbst anzustecken?

Angst nicht, aber Respekt sicherlich. Weil man weiß, dass man zwei Wochen ausfallen kann und dann wieder Zeit braucht um in die Mannschaft zu kommen. Deswegen ist es wichtig, dass man vorsichtig ist und sich an die Hygieneregeln hält.

Nach einem Sieg gibt es bestimmt bisschen Party, wer ist denn der Stimmungsmacher?

Nee, Party gibt es nicht. Gerade wegen Corona achten wir schon darauf Abstand einzuhalten und Maske aufzuziehen. Aber sonst ist der Vincenzo Grifo weit vorne dabei mit seinen lockeren Sprüchen und Johnny Schmid hat auch immer einen lustigen Satz parat. Es gibt so unterschiedliche Charaktere und das zeichnet eine Fußballmannschaft aus.

Nächste Saison spielt der SC Freiburg im neuen Stadion, freut man sich als Spieler mehr auf das Neue oder vermisst man das alte Stadion eher?

Ein bisschen von beidem. Ich denke wenn man schonmal so ein schönes neues Stadion aufbaut, dann freut man sich natürlich auch darin zu spielen. Und mit 12000 Zuschauern mehr ist die Stimmung sicher noch mal besser. Jedoch wird man das Schwarzwaldstadion auch vermissen wird, weil es besonders war.


Bist du optimistisch, dass es nächste Saison genau so gut, beziehungsweise besser läuft?

Auf jeden Fall. Wenn man nicht optimistisch ist, ist man im falschen Beruf.

Ist für den SC Freiburg in dieser Saison ein internationaler Platz möglich?

Ja, ich hoffe doch. Wenn man so eine gute Saison spielt, muss man sich belohnen.

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