von David Doebel
Mit dem Klimawandel erwächst vor der postmodernen Gesellschaft ein Jahrtausenproblem, dessen Lösung fast unmöglich scheint und das vollste Beteiligung in allen Lebens- und Arbeitsbereichen verlangt—Wissenschaft, Ethik, Gesellschaft und Industrie. Sie alle müssten wie Zahnräder ineinander greifen um eine gigantische Klimakatastrophe abzuwenden. Ideen gibt es viele, nur an der Umsetzung scheitern die meisten. In diesem Text soll ergründet werden, ob die Ästhetik als Triebmittel dafür dienen kann.
Die Ethik verändert sich
In Zeiten, bei denen die Technik noch nicht derart den Alltag bestimmte waren die Auswirkungen der Menschen auch kurzfristig und lokal. Dem entsprechen befasste sich die Ethik meist nur mit sozialen und persönlichen Problemstellungen. Mit der Technisierung, Digitalisierung und Globalisierung wurden die Auswirkungen menschlichen Handelns auch langfristiger und weiträumiger. Auf Grundlage dessen formulierte Hans Jonas, ein deutsch-amerikanischer, moderner Philosoph, folgendes Postulat, das den gewinnbringenden Fortbestand der menschlichen Zivilisation gewährleisten sollte:
„Handle so, dass die Wirkungen deiner Handlung nicht zerstörerisch sind für die künftige Möglichkeit solchen Lebens“
Leitfrage: Kann Ästhetik zu mehr Nachhaltigkeit (ver)-führen?
Besonders die Implementierung der Nachhaltigkeit in die Gesellschaft gestaltet sich als sehr schwierig. Schließlich muss man von den Menschen verlangen von gewohnter Lebensweise Abstand zu nehmen und sich auch in Teilen einzuschränken. Ein Glück, das die Jungen, die sogenannte postmoderne Gesellschaft immer pluralistischer werden. Sie akzeptieren beispielsweise in der Ästhetik ein ästhetisches Urteil als völlig subjektive und persönliche Wahrnehmung. Umgesetzt wird dabei, das, was einer größeren Gruppe Anklang findet. Doch dennoch führt diese Akzeptanz des Historismus zu vielen verschiedenen Ergebnissen in der Architektur und Kunst. Auf Grundlage dessen stellt sich nun die Frage, ob man diesen Pluralismus nicht gezielt dazu nutzen kann, um durch Architektur zu einem nachhaltigerem Denken und Handeln zu animieren. Schließlich ist die effektivste Veränderung an der Umwelt, die die aus einem selbst kommt. Um also wirklich langfristig dem Imperativ von Jonas zu entsprechen muss die Gesellschaft ein eigenes Gefühl und Verständnis für Nachhaltigkeit entwickeln, wie sie es mit anderen Normen auch gemacht hat. Kann eine Ästhetik der Nachhaltigkeit einen Beitrag dazu leisten?
Nachhaltigkeit als Teil der ästhetischen Wahrnehmung
Nachhaltigkeit kann in der Architektur eine Teileigenschaft werden, die für die Mehrheit Schönheit ausmacht. Denn der jungen Gesellschaft wird von Kindesbein an ein Verständnis für den Klimawandel beigebracht. In der Schule, im Kindergarten, zuhause wird ihnen vermittelt was nachhaltig ist und welche Aktionen man aus Umweltgründen lieber vermeiden sollte. Ihnen werden die möglichen Folgen aufgezeigt und auf aktuelle Fehlhandlungen übertragen, und das im großen Stil. Diese Wertevermittlung können und werden diese Menschen später in ihr ästhetische Urteil miteinbringen. Ein Beton-Glas Haus wird ihnen abstoßender erscheinen, als folgendes hölzernes Haus, denn sie erinnern sich, dass die Betonproduktion 8% der CO2 Emissionen ausmacht und dabei auch noch der Sand in Marokko von der Küste „geklaut“ wird. Holz hingegen ist ein nachwachsender, leicht zu entsorgender Rohstoff. Denn auch die Entsorgung spielt eine große Umweltrolle. Ein Polymer gedämmtes und verklebtes Haus wird zwangsläufig zum Sondermüll. Diese alle Überlegungen werden sich unterbewusst abspielen und man findet dieses Holzhaus schöner.
Häuser werben für Nachhaltigkeit
Überall in unserer Umgebung sehen wir Häuser, Häuser sind omnipräsent. Diese Omnipräsenz kann man auch im Sinne der Nachhaltigkeit als Werbung nutzen. Es ist ziemlich einfach die Umweltfreundlichkeit eines Bauwerkes unmissverständlich darzulegen. Wie etwa durch kunstvolle Solarkollektoren, Grüne Fassaden, u.Ä. Wenn es in einer Stadt viele solche Häuser gibt kann auch so bei jedem Einzelnen eine Stimme für die Nachhaltigkeit eingelegt werden. Sie dringen also in unser Unterbewusstsein ein und wecken dort Interesse, wie Werbung. Für andere wird dabei nachhaltige Bauweise zu einem Marketingprodukt und noch für andere zu einem Statussymbol.
Zusammenfassung
Man kann also sagen, dass die Ästhetik insoweit einen Weg der Nachhaltigkeit aufzeigen kann, als dass die Nachhaltigkeit Teil der Ästhetik wird, also durch soziale Wertevermittlung dem historistischen, ästhetischen Urteil beigemengt wird.
Anmerkungen:
- Ästhetik: Die Wissenschaft, die sich damit befasst, wie und warum der Mensch etwas schön findet und etwas anderes hässlich.
- Historismus: Ein philosophisches Modell der ästhetischen Wahrnehmung. Entgegen dem Naturalismus, nach dem die Schönheit durch Eigenschaften des Gegenstandes zustande komme, geht man hier davon aus, dass der Hintergrund des Betrachters die größere Rolle spielt. Also die Kultur, Werte, Erziehung, positive oder negative Erfahrungen u.Ä. Das verdeutlicht sehr prägnant der Satz:
,,Die Schönheit liegt im Auge des Betrachters“